Abschlusskonzert mit Werken für das Saxofonquartett
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Von Til Rohgalf
30 Jahre gibt es ihn nun schon, den brandenburgischen Landeswettbewerb „Jugend komponiert”. Das Jubiläum wird am kommenden Sonnabend mit dem Abschlusskonzert im Schlosstheater Rheinsberg gefeiert.
Von Beginn an dabei ist der Komponist Helmut Zapf als künstlerischer Leiter. Junge Komponist*innen aus Brandenburg und Polen schrieben in diesem Jahr die Stücke für ein Saxofonquartett. Ihre Werke werden in der Residenzstadt vom renommierten Aduma-Quartett vorgetragen. Für den Kulturkompass MV Anlass genug, mit Helmut Zapf und Kathrin von Kierseritzky vom Aduma-Quartett Kontakt aufzunehmen.
„Eigentlich war jedes Jahr ein Höhepunkt“, fasst Zapf rückblickend seine langjährige Erfahrung zusammen. Jedes Jahr bringe neue Herausforderungen, neue Impulse und neue Ansätze der Jugendlichen. Keine Veranstaltung gleiche der anderen, und genau darin liege die eigentliche Lebendigkeit dieses Wettbewerbs.
Auch auf die Frage nach stilistischen Trends in den drei Jahrzehnten ist Zapfs Antwort facettenreich – und das ist bezeichnend. Die Handschriften der Teilnehmenden seien von Anfang an höchst unterschiedlich gewesen. Es gebe keinen linearen Trend, keine einfache stilistische Chronik – vielmehr eine Vielzahl von Stimmen, die in unterschiedlicher Reife und Radikalität aufscheinen, sich überlagern, manchmal widersprechen, oft aber gerade in dieser Vielfalt das Feld bereicherten.
Das gelte auch für dieses Jahr, wie Kathrin von Kieseritzky betont: „Musikalisch sind die eingereichten Werke sehr vielfältig, von Anklängen an Alte Musik bis hin zu Werken, in denen es vor allem um Geräusche und besondere Spieltechniken auf dem Saxophon geht. In einigen Werken stehen komplizierte rhythmische Verschiebungen im Vordergrund, in anderen sind es eher melodische Linien oder Klangcluster.” Sie betont aber: „Uns sind die KomponistInnen auch noch nicht namentlich bekannt, wir kennen nur die Geburtsdaten.“
„Klangschön“, sagt Zapf, seien viele der eingereichten Stücke – und erklärt sofort, was er damit nicht meint: keine gefällige Schönheit, kein „Das kenne ich schon“. Sondern eine konzentrierte Suche nach einer eigenen musikalischen Sprache, eine Lust am Kommunizieren, am Erzählen in Tönen. Gerade im intimen Rahmen eines Quartettklangs lasse sich diese Suche besonders gut nachvollziehen.

Überhaupt lässt die Besetzung aufhorchen: „Ein Saxophonquartett kann so wie das Saxophon an sich sehr variabel klingen – je nach Literatur, die es spielt“, erklärt Kathrin von Kieseritzky. „Aufgrund der Möglichkeit zur reinen Stimmung und aufgrund der vielen Klangeffekte, die mit dem Saxophon erzeugt werden können, kann Alte Musik ebenso auf der Repertoireliste stehen wie Musik aus der Romantik oder Neuzeit – Jazz natürlich sowieso. Die Verbindung der vier Saxophone, so wie im Streichquartett, zu einem Klangkörper ist unglaublich reizvoll und herausfordernd zugleich.”
Für die Musikerin ist es ein besonderer Moment, bisher ungespielte Stücke junger Komponist*innen zu spielen: Es gehe darum, sich auf Klänge einzulassen, die zuvor noch niemand gespielt habe – auf Musik, die buchstäblich zum ersten Mal erklingt. Immer schwinge die Hoffnung mit, unter den Partituren könne sich ein Werk befinden, das tatsächlich etwas radikal Neues eröffne, das bisherige Hör- und Spielerfahrungen infrage stelle oder gar umstürze. Mit dieser Situation sei nicht nur Vorfreude verbunden, sondern auch ein erhebliches Maß an Verantwortung. Wer ein Stück uraufführt, steht an der Schwelle zwischen Notation und Klang, ist der erste, der die gedruckten Zeichen in klingende Wirklichkeit überführt – ein Akt, der gleichermaßen Neugier, Präzision und Mut erfordere.
Auch für Helmut Zapf ist die kompositorische Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen längst keine Einbahnstraße der Mentorenschaft, sondern ein Prozess, der ihn auch in seiner kompositorischen Tätigkeit nachhaltig geprägt hat. Im Gespräch über musikalische Ideen, im Austausch über Strukturen und Konzepte werde das eigene Denken angeregt. Die jugendlichen Perspektiven wirken wie ein Spiegel, manchmal wie ein Katalysator.
Diese neuen Perspektiven auf Musik sind beim Abschlusskonzert von „Jugend komponiert“ am kommenden Sonnabend, dem 25. Oktober, ab 17 Uhr im Schlosstheater Rheinsberg zu erleben.
Titel: Aduma-Quartett (Foto: ©Zuzanna Specjal)
