Neue – alte Kunstwerke im Schweriner Schlossmuseum

Skulpturen und Gemälde kommen und gehen – Kunst in Bewegung

.

von Peter Scherrer

Am vergangenen Freitag kehrten Anna und Marie von Mecklenburg-Schwerin zurück in ihr ehemaliges Zuhause. Die Rede ist von Gemälden der Ehefrauen von Großherzog Friedrich Franz II. Der mecklenburgische Fürst ging dreimal den Bund der Ehe ein. Seine erste Gemahlin Auguste von Mecklenburg-Schwerin, geborene Prinzessin Reuß zu Köstritz, starb am 3. März 1862 im Alter von 39 Jahren in Schwerin. Die beiden „Nachfolgerinnen” kamen bislang in der Ausstellung zu kurz. 

Theodor Schloepke, Porträt Großherzogin Anna von Mecklenburg-Schwerin. 1865, Öl auf Leinwand

Friedrich Franz II. heiratete im Mai 1864 seine zweite Ehefrau, Prinzessin Anna von Hessen-Darmstadt. Der Hofmaler Theodor Schloepke schuf 1865 das nun ausgestellte melancholische Porträt der jungen Mutter. Sie starb nur wenige Wochen nach der Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes am Kindbettfieber mit gerade 21 Jahren in Schwerin. Das Gemälde wurde nach ihrem Tod vollendet. Der Künstler verzichtete auf repräsentative Hofsymbole, nimmt aber subtil durch die Residenz am Seeufer im Bildhintergrund auf ihre adlige Herkunft Bezug. 

Theodor Schloepke, Porträt Großherzogin Marie von Mecklenburg-Schwerin. 1868, Öl auf Leinwand

Das Ölgemälde neben Anna zeigt die dritte Gemahlin des Großherzogs, die 1850 geborene Prinzessin Marie von Schwarzburg-Rudolstadt. Aus der Ehe mit Friedrich Franz II. gingen vier Kinder hervor. Ihr letzter Sohn war Herzog Heinrich zu Mecklenburg, der spätere Prinz der Niederlande. In der niederländischen Hauptstadt Den Haag starb Großherzogin Marie 1922 beim Besuch ihres Sohnes.

Theodor Schloepke, Großherzog Friedrich Franz II. mit Gefolge. 1852, Öl auf Leinwand

Und auch ein weiteres Gemälde, das den mecklenburgischen Großherzog als Militär zeigt, findet sich nun in der Ausstellung. Das 1852 datierte Bild zeigt Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin auf seinem grauem Schimmel, umgeben von seinem engeren Offizierskreis: Herzog Wilhelm, Generalmajor von Hopfgarten, Generalmajor von Sell, Generalmajor von Witzleben, Oberstallmeister von Boddin, Oberleutnant von Zülow, Hauptmann von Müller sowie ein Offizier des Jäger-Bataillons als Ordonnanz. Paradeuniform, Ordensband und Federbuschhelm markieren Rang und Hierarchie. Auch hier hat Hofmaler Theodor Schlöpke dezent im Hintergrund das Schweriner Schloss eingefügt.

.

Seit Februar sind im Teezimmer zwei Büsten aufgestellt. Die Büste Augustes, der ersten Gemahlin Friedrich Franz II., geschaffen 1854 von Christian Genschow, wurde wieder an der Stelle aufgestellt, an der das Bett stand, in dem sie starb. Sie wird flankiert von einem der noch erhaltenen Engel des italienischen Bildhauers Pietro Franchi aus dem Jahr 1855.

Drei Werke von Pauline Steinhäuser finden sich ebenfalls seit Jahresbeginn im Teezimmer. Pauline Steinhäuser war nicht nur Ehefrau des Bildhauers Carl Steinhäuser (bekannt für „Hero und Leander“ und „Genovefa“), sondern auch eine Malerin der Spätromantik in der Nachfolge der Nazarener in Rom. Geboren 1809 in Güstrow als Pastorentochter, lebte und arbeitete sie ab 1840 in Rom, wo sie ihren Ehemann heiratete und zum katholischen Glauben konvertierte. Sie starb 1866 in Karlsruhe. „Christus und die Samariterin“ von 1854, „Johannes der Täufer“ von 1846 und „Erzengel Michael“ von 1854 sind im Schlossmuseum zu sehen.

Ein Porträt der Großherzogin Marie von Mecklenburg-Schwerin, 1870 gemalt von Pauline Soltau, hängt bereits seit November vergangenen Jahres im Wohnzimmer der Großherzogin.

Pauline Soltau, 1870, Öl auf Leinwand

Ebenfalls seit dem vergangenen November sind zwei Werke des niederländischen Malers Gerrit Berckheyde zu sehen. Der 1638 geborene niederländische Maler reiste gemeinsam mit seinem Bruder den Rhein entlang. Die Gemälde zeigen Kirchen in Köln und Bonn und sind im Billardzimmer des Schlossmuseums zu sehen.

.

1807 begegneten sich Königin Luise von Preußen und Napoleon Bonaparte in Tilsit. Das Treffen fand anlässlich der Friedensverhandlungen zwischen Preußen und Frankreich nach der preußischen Niederlage im Vierten Koalitionskrieg statt.  Luise versuchte erfolglos, bei Napoleon für Preußen einen milderen Frieden zu erreichen.  Im Blücherzimmer sind seit einem Jahr die Büsten der aus Mecklenburg-Strelitz stammenden preußischen Königin und des „Kaisers der Franzosen“ zu sehen. Die Büste des berühmten Franzosen war ein persönliches Geschenk Napoleons an Wilhelm von Preußen, den jüngeren Bruder von König Friedrich Wilhelm III. und Großonkel von Friedrich Franz II.

Büsten im Blücherzimmer (Foto: Peter Scherrer)

.

Für alle Schweriner*innen, die schon länger nicht mehr das Schlossmuseum besucht haben, gibt es also zahlreiche Neuerungen anzuschauen. Für viele an der Geschichte des Schlosses und der adligen Besitzer interessierte Gäste Schwerins ist der Besuch der Ausstellung ganz sicher ein Highlight. Geöffnet ist das Schlossmuseum dienstags bis sonntags von 10:00 bis 18:00 Uhr.

.

 

Peter Scherrer, gelernter Metallfacharbeiter, Historiker, Gewerkschafter und Europäer, lebt in Schwerin. Er arbeitet als freier Journalist. Seit November 2024 gibt er den Kulturkompass-MV heraus.

.

.

Sie möchten uns zu dem Beitrag ihre Meinung sagen? Haben Vorschläge, Ideen oder Kritik? Hier ist dafür die richtige Adresse: info@kulturkompass-mv.de

Verwandte Beiträge