Spielgeräte, Aktzeichnungen, Lithografien, Ölbilder, Bauzeichnungen – in der Dorfkirche zu Blankenhagen gibt es einen umfassenden Einblick in das Werk des Künstlers Frank Wiechmann.
.
von Marion Wulf-Nixdorf
Frank Wiechmanns Grundstück in Blankenhagen ist wie eine Galerie. Da stehen schon vor dem Haupteingang drei riesengroße Stühle und dann überall verstreut Kunstwerke ! – eine Augenweide. Aber versteckt am Ortsrand gelegen. Frank Wiechmann lebt seit fast einem halben Jahrhundert in diesem Ort mit gut 1000 Einwohnern. Die Blankenhäger würden ihn „unser Künstler, der Holzschnitzer, Spielplatzgestalter oder Maler unbekleideter Frauen“ nennen, meint der Künstler. Wer einen Querschnitt durch sein Lebenswerk kennenlernen will, hat jetzt die Gelegenheit dazu. Blankenhagen liegt zwischen Rostock und Ribnitz-Damgarten, unweit der B 105.
.

Zu sehen sind vier Ölbilder, Lithografien, Akt-Zeichnungen und Landschaften, Doubles von zwei Spielgeräten, die er für die Kinderklinik in Rostock in den 1980er Jahren entworfen und gebaut hat. Auch Fotos und Zeichnungen von Spielplätzen und baugebundener Kunst im öffentlichen Raum werden präsentiert. Leider sind keine seiner Plastiken ausgestellt. Die sind zu wertvoll und die Kosten für eine Versicherung, Aufsicht und abschließbare Vitrinen waren mit dem kleinen Budget nicht zu bewältigen.
Frank Wiechmann an einem Spielgerät in der Ausstellung in der Kirche zu Blankenhagen. Foto: Marion Wulf-Nixdorf
.
Vor acht Jahren gründete er mit anderen den Kirchenförderverein und heute “freue ich mich, in der sehr, sehr schönen mittelalterlichen Kirche auszustellen“, so der Künstler. Frank Wiechmann wurde in Schwerin geboren. Nach dem Abitur lernte er Maurer, bevor er an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee Formgestaltung, heute Produktdesign genannt, studierte. Jedes Erzeugnis menschlicher Produktion habe entweder eine gute oder eine weniger gute Form – die Frage sei: Was ist Schönheit, so Wiechmann. Anders gesagt: Hässlichkeit verkaufe sich schlecht. Form und Inhalt bilden eine Einheit: „… ganz einfach. In der Praxis entscheiden Ökonomie, Konstruktion, Technologie, Gebrauchsfähigkeit.“ Und er fügt hinzu: „In allen Zeiten haben sich Herrscher mit Schönheit geschmückt und das hat auch die DDR-Führung versucht.“ Den westdeutschen Kollegen, die dem Vorurteil anhängen, die Künstler in der DDR hätten nur sogenannte „Staatskunst“ gemacht, widerspricht Frank Wiechmann entschieden.
Maurer, Produktdesigner, Arbeitsplatzgestalter und Künstler
Nach dem Studium arbeitete Frank Wiechmann sechs Jahre im Industriezweig Datenverarbeitung und Büromaschinen in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz. 1968 ging er zurück in den Norden und machte sich in Rostock als freischaffender Künstler selbständig. Er erschloss sich ein neues Arbeitsgebiet: die Arbeitsplatzgestaltung. Auftraggeber waren die Neptunwerft, die Warnowwerft, das Dieselmotorenwerk und andere.
Auch ihn traf die Wohnungsnot in der DDR: Ein Jahr lebte und arbeitete er noch in der Wohnung seiner Eltern, dann in einer Zwei-Raum-Wohnung in Lütten Klein. 1972 konnte er eine ehemalige Bäckerei als Atelier nutzen. Die Freude währte nicht lange, wegen Bauarbeiten am Glatten Aal wurde das Haus abgerissen. Danach bekam er eine große Maisonettewohnung in Rostock-Schmarl. 1976 fand er ein Haus in Blankenhagen, „mehr eine Ruine“, das er ausbaute und mit einem Atelier versah. Dort lebte und arbeitete er „mehr als Außenseiter, am Waldrand“, wie er sagt.
„Endlich konnte ich meine Modelle schlüsselfertig selber herstellen – mit TÜV-Zertifikat“, erzählt Wiechmann. Der Künstler war Mitglied einer staatlichen Arbeitsgruppe „Kind und Umwelt“ und so kamen auch Aufträge aus anderen Bezirken, so aus Magdeburg, Erfurt, Neubrandenburg, Karl-Marx-Stadt, Schwerin.

Nach der friedlichen Revolution arbeitete er trotz der nun großen Konkurrenz aus den alten Bundesländern weiter als Freiberufler. Unter anderem kann man noch heute das 30 Jahre alte Wasserspiel mit nutzbaren Gestaltungselementen auf dem Rostocker Hopfenmarkt von ihm bestaunen oder die Hängebrücke, die Stelzvogelanlage und ein Aussichtsplateau im Rostocker Zoo.
Einen Traum seit Hochschulzeiten erfüllte er sich erst im Rentenalter: Er arbeitet als Bildhauer. Es entstehen Akte. Männliche und weibliche aus Holz, Stein, Bronze, Eisen, Gips, Plaste. Ausgestellt wurden einige davon bereits in der Rostocker Volkshochschule, in der Petrikirche, in einer Galerie in Sanitz.
Frank Wiechmann vor seinen Aktzeichnungen in der Ausstellung in der Kirche zu Blankenhagen. Foto: Marion Wulf-Nixdorf
.
Die Kirche in Blankenhagen ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die Werkschau „Kunst in der Kirche“ endet im Rahmen des Gottesdienstes am Sonntag, 24. August, um 9.30 Uhr.
.
Titelfoto: Die Kirche in Blankenhagen, @Marion Wulf-Nixdorf
