Magdeburger Projekt „Ultracello“ in Schwerin
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Von Til Rohgalf
„Ultracello“, das ist der Magdeburger Musiker Matthias Marggraff. Am kommenden Freitag konzertiert er im Speicher in Schwerin. Er präsentiert experimentelle Klangräume, die zwischen Ambient, Punk, Drone und Jazz liegen.
Der Kulturkompass MV unterhielt sich vorab mit ihm über seine Musik und seinen Werdegang.
Alles beginnt mit einem Anruf. Ein Platz am Georg-Philipp-Telemann-Konservatorium in seiner Heimatstadt Magdeburg ist frei – nicht für Violine, wie ursprünglich vorgesehen, sondern für das Cello. Der siebenjährige Matthias Marggraff stimmt zu, und dieser Moment wird zum stillen Urknall einer Musikerlaufbahn, die sich sukzessive von klassischen Mustern entfernte. „Es war die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt Matthias Marggraff.

Das Cello, dieses wandlungsfähige Instrument zwischen Bassfundament und singender Stimme, wurde sein ständiger Begleiter – und sein Befreier. Vom Schulalltag, den er diplomatisch als „nicht die schönste Zeit“ beschreibt, lenkte er sich ab, indem er mit seinem Instrument vor die Tür ging: „Heilung erfolgte erst mit der Straßenmusik“, wie Marggraff betont.
Er zog mit seinem Cello los, spielte in Fußgängerzonen, auf Plätzen, Brücken, Wiesen, etc. Bald folgten Auftritte in ganz Deutschland und darüber hinaus.
Heute nennt er sich Ultracello, denn sein Instrument besteht nicht mehr aus Holz, sondern aus Carbon – robust gegenüber Witterung, offen für Experimente. Marggraff spielt nicht einfach Stücke, er erschafft Klangdimensionen: Mithilfe von Live-Looping verwandelt er das Solo-Cello in ein vielschichtiges Ensemble. Drei Worte genügen ihm, um seinen Stil zu umreißen: „frei, progressiv, sphärisch“.



Matthias Marggraff beim Performance-Festival, Potsdam, 2021. Fotos: Thomas Stelter
Der Künstler liebt die Vielfalt der Orte: Galerien, Vortragssäle, Straßen, die freie Natur. Jede Umgebung verändere das Spiel, jede Resonanz erzähle eine andere Geschichte. „Das Cello in interessanten Locations zu spielen, ist grandios“, sagt er. Straßenmusik sei „ein extremes Terrain“, aber eben auch ein Ort der Begegnung – und des Zufalls, der in seiner Kunst eine zentrale Rolle spielt.
Sein musikalischer Horizont ist weit: Alte Musik, Hildegard von Bingen, Viola da Gamba – und zugleich die Szene der internationalen „Cello-Looper“ um Zoë Keating und Hildur Guðnadóttir. Marggraff ist, so verrät er, selbst Beta-Tester einer neuen Loop-Software.
Mit wem er in einer fiktiven Band am liebsten zusammen spielte, wer für ihn musikalische Inspiration böte? Marggraff überlegt: “Nicht alle lassen sich nennen. Es wäre ein zu großes Orchester. Robert Rich, Steve Roach, Jorge Reyes, Alio Die, Dernière Volonté, Of the Wand & The Moon, Die Selektion fallen mir ad hoc ein.”
„Die besten Musiker sorgen an Sommertagen für Grillenzirpen“, so fasst der Musiker zusammen – vielleicht auch eine passende Beschreibung für die Stimmung, die die Musik von Ultracello verbreitet.
Titel: Ultracello, Gamm-Tagung-2024-03-18. Foto: @Hannah Theile.
Ultracello am 17. Oktober, 20 Uhr, Schwerin, Infos unter: Der Speicher
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