Eine Frage der Zeit

35 Jahre Geschichte in Fotografien

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von Peter Scherrer

Das Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Muess zeigt mit der Ausstellung „Eine Frage der Zeit“ einen Teil der jüngsten Geschichte des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Ernst Höhne, Jens Büttner und Manfred Scharnberg dokumentieren mit ihren Fotografien Umbrüche, Aufbrüche und Entwicklungen seit der Wende. Die Fotografien fokussieren auf Schlaglichter der vergangenen 35 Jahre im Nordosten Deutschlands. Kurator Volker Janke konzipierte mit dem Profi-Fotografenverein AUSLÖSER eine Schau, die klassische Reportage-Fotografie mit historischen Archivbildern und heutigen Perspektiven verschmilzt. Rund 50 Fotografien erzählen vom Wandel, von Menschen und Landschaften, von neuen Chancen und alten Gewohnheiten.

Die Idee zur Ausstellung: Engagement für die Erinnerung

Zum Tag der Deutschen Einheit 2024 bekamen Schweriner Vereine durch die Landeshauptstadt eine Einladung zur Präsentation ihrer Arbeiten. Für die Mitglieder des Vereins AUSLÖSER Anstoß genug, sich ins Archiv zu begeben und 35 Jahre Fotogeschichte zu sichten. Das Freilichtmuseum verwahrt mit etwa 750.000 analogen Fotografien das größte Bildarchiv Mecklenburg-Vorpommerns. Die Ausstellungsmacher schöpften aus diesem Schatz und wählten 150 Bildwerke aus. Diese Bilder sollen ohne viele Worte ihre eigene Geschichte entfalten. Der dokumentarische und journalistische Ansatz überwiegt. Ein eigens produzierter Fotofilm präsentiert die Auswahl in einer Dauerschleife.

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Museumsleiterin Melanie Kramer und Kurator Volker Janke vor der Thementafel (Foto: Peter Scherrer)

Interaktiv, partizipativ, emotional

Die Ausstellung richtet sich zunächst an das Publikum des Freilichtmuseums, öffnet aber zugleich ihre Türen für alle, die sich der Retrospektive annähern möchten. „Wir wollen die Besucher*innen nicht nur informieren, sondern auch aktivieren und beteiligen“, beschreibt Museumsleiterin Melanie Kramer den didaktischen Ansatz der Werkschau. Besucher*innen erhalten Kärtchen mit Begriffen wie „Freiheit“, „Verlust“, „Anpacken“ oder „Vielfalt“. An die emotional wirkenden Fotos können sie die dazu passenden Schlagworte anbringen. Ist das zutreffende Schlagwort nicht im Angebot, so können eigene Kategorien und Assoziationen aufgeschrieben werden. Die Reaktionen der Ausstellungsbesucher werden ständig dokumentiert und in die Ausstellung integriert. Zu jedem Bild gibt es Details zu Entstehungsort, Zeitpunkt und Kontext. Geplant ist ein Dokumentationsband, der nach der Ausstellung erscheinen soll.

48 Jahre Ausstellungsgeschichte im Kunstkaten des Freilichtmuseums (Foto: Peter Scherrer)

Ein Museumsort im Wandel

Der Kunstkaten, seit 1977 Schauplatz zahlreicher Sonderausstellungen, steht vor einem Wandel: Umbau und Modernisierung werden das Haus an zeitgemäße Ausstellungsstandards heranführen. Mit der jetzigen Ausstellung endet die lange Präsentationsgeschichte des kleinen Fachwerkhauses. Ein neues Eingangsfoyer zum Museum, inklusive Ausstellungsraum ist aber in Planung. Sobald die Finanzierung gesichert ist, starten die Bauarbeiten – die aktuelle Sonderausstellung markiert damit eine Zäsur.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 30. September, jeweils dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen, von 10 bis 18 Uhr.

Titelfoto: 2022, Trabi Treffen Anklam, @Manfred Scharnberg

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